Zeugnis Seiner Exzellenz Msgr. Alexandre CAILLOT, Bischof von Grenoble
Aufgrund eines GUTACHTENS erstellt während der Kanonischen Untersuchung des Falles MADRE EUGENIA
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem ich als Bischof von Grenoble eine Untersuchung über den Fall Madre Eugenia angeordnet hatte. Inzwischen bin ich im Besitz genügender Fakten, um der Kirche mein Zeugnis vorlegen zu können.
Die Untersuchung ergibt in aller Deutlichkeit eine erste Gewissheit:
1. Die echten Tugenden der MADRE EUGENIA
Von Beginn ihres Ordenslebens an hatte die Schwester die Aufmerksamkeit der Oberen auf sich gezogen wegen ihrer Frömmigkeit, ihres Gehorsams und ihrer Demut.
Die Vorgesetzten waren verwirrt durch die außergewöhnlichen Dinge, die sich während des Noviziates der Schwester ereigneten, und sie beschlossen, sie nicht im Kloster zu behalten. Wegen des beispielhaften Lebens der Schwester zögerten sie und sahen schließlich von ihrem Plan ab.
Während der ganzen Zeit der Untersuchung bewies Schwester Eugenia große Geduld und vollkommene Fügsamkeit in der Annahme der Widersprüche und Prüfungen: sie unterzog sich allen medizinischen Untersuchungen, ohne zu klagen, und sie gab Antwort auf die oft langen und peinlichen Befragungen der theologischen und medizinischen Kommission.
Alle Mitglieder der Untersuchungskommissionen lobten vor allem ihre Einfachheit.
Mehrere Umstände erlaubten es außerdem, dass sich zeigen konnte, wie die Schwester Tugenden in heroischem Grad übte. Nach dem Zeugnis der Theologen waren dies namentlich die Tugend des Gehorsams während der Befragung durch Hochwürdigen Pater Auguste VALENSIN im Juni 1934, und die Tugend der Demut während der schmerzlichen Reise am 20. Dezember 1934.
Ihre Tätigkeit als Generaloberin, so kann ich bezeugen, übte sie mit großer Hingabe an ihre Pflichten aus, die ihr jedoch umso schwieriger erscheinen mussten, da sie nicht dafür vorbereitet war; sie widmete sich ganz ihren Aufgaben, mit großer Liebe zu den Seelen, zu ihrer Kongregation und zur Kirche. Jene, die in ihrer Nähe leben, sind betroffen ― und ich schließe mich ihnen an ― von ihrer Seelenstärke inmitten der Schwierigkeiten.
Es sind nicht nur ihre Tugenden, die mich beeindrucken, es sind die Fähigkeiten, die sich bei der Madre entpuppen im Ausüben von Autorität, und dass sie, eine wenig gebildete Ordensfrau dazu kam, die höchste Funktion innerhalb ihrer Kongregation zu bekleiden! Darin liegt bereits etwas Außerordentliches, und aus diesem Gesichtspunkt ist der Tag ihrer Wahl, über den mein Generalvikar Msgr. Guerry Erkundigungen eingeholt hat, sehr vielsagend. Die Antworten der Kapitularinnen, und zwar aller, der Oberinnen wie der Delegierten aus den verschiedenen Missionen zeigen, dass sie Madre Eugenia als Generaloberin wählten, trotz ihrer Jugend und trotz der kanonischen Hindernisse, die normalerweise ihrer Nomination im Wege gestanden wären, wegen ihrer Qualitäten der Urteilsfähigkeit, der Ausgeglichenheit, der Wirkungskraft und der festen Entschlossenheit. Die Wirklichkeit scheint die Hoffnungen, die die Wählerinnen in die Erwählte gesetzt hatten, weit übertroffen zu haben.
Was mir von Anfang an bei ihr auffiel, war ihre klare, lebendige und durchdringende Intelligenz. Ich erwähnte schon, dass ihre Schulbildung mangelhaft war, übrigens aus äußeren Gründen, die nicht an ihr lagen: die lange Krankheit ihrer Mutter verpflichtete sie, schon in sehr jungen Jahren die Sorge für den Haushalt zu übernehmen und führte dazu, dass sie sehr oft in der Schule fehlte. Danach folgten bis zu ihrem Klostereintritt die harten Jahre der Fabrikarbeit als Weberin. Doch trotz dieser frühen Lücken, die in der Folge sichtbar wurden in ihrer Schrift und Rechtschreibung, hielt Madre Eugenia vor ihrer Gemeinschaft zahlreiche Vorträge. Bemerkenswert ist, dass sie selbst ihre Rundbriefe an die Kongregation redigierte und Verträge abschloss mit Gemeinden und Administrationsräten für die Spitäler, die den Schwestern ihrer Kongregation anvertraut waren. Außerdem verfasste sie ein langes Direktorium.
Sie sieht klar und gerecht, sei es in einer Situation oder in einem Gewissens-Fall. Ihre Anweisungen sind deutlich, genau und vor allem praktisch. Jede ihrer 1400 Töchter kennt sie persönlich, mit ihren Fähigkeiten und Tugenden und ist daher fähig, für die Ernennungen an die verschiedenen Aufgabenbereiche jene auszuwählen, die am besten dafür geeignet sind. Gleicherweise hat sie genaue persönliche Kenntnis der Bedürfnisse und der Mittel ihrer Kongregation, wie auch der Situation eines jeden Hauses. Jedes ihrer Missionshäuser hat sie persönlich besucht.
Wir möchten auch ihren Weitblick unterstreichen. (Sie hat alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, dass in Zukunft jedes Institut, sei es Spital oder Schule, die nötige Anzahl diplomierter Schwestern hat, damit es leben und sich entfalten kann). Schließlich scheint es mir besonders interessant, auf folgendes hinzuweisen:
Madre Eugenia ist begabt mit dem Geist der Entscheidung, dem Sinn für die Realität und mit dem Willen zur Tat. Innerhalb von sechs Jahren nahm sie sieben-und-sechzig (67) Gründungen vor und hat es verstanden, zu sehr nutzbringenden Verbesserungen in der Kongregation beizutragen.
Wenn ich ihre Gaben der Intelligenz, der Urteilsfähigkeit, der Willensstärke, ihre Führungs-Qualitäten aufzeige, so geschieht dies, weil ich den Eindruck habe, dass sie endgültig alle Hypothesen ausschließen, die man während des Verlaufs der Untersuchung wohl für einen Augenblick prüfen musste, die jedoch keine befriedigende Erklärung geben konnten: die Hypothese der Halluzination, der Illusion, des Spiritismus, der Hysterie und des Deliriums.
Das Leben der Madre ist ein beständiger Beweis ihrer geistigen wie allgemeinen Ausgeglichenheit, und, so meinen die Beobachter, eben diese Ausgeglichenheit ist das Hauptmerkmal ihrer Persönlichkeit. Die anderen Hypothesen, jene der Beeinflussbarkeit und Verführbarkeit, welche die Mitglieder der Kommission drängten, sich zu fragen, ob sie nicht einer sehr empfänglichen Natur gegenüberstünden, die wie ein Facetten-Spiegel alle Einflüsse und Beeinflussungen widerspiegle, diese Hypothesen sind gleichfalls durch die tägliche Realität zurückgewiesen worden. Madre Eugenia, die wohl mit einer sensiblen Natur und einem feinfühligen Temperament begabt ist, hat bewiesen, dass sie kein Ansehen der Person kennt; weit davon entfernt, sich von menschlichen Erwägungen beeinflussen zu lassen, hat sie ihre Pläne, ihre Aktivitäten, ihre tatsächlichen Ausführungen fest umrissen und setzt sich bei den anderen durch ihre persönliche Ausstrahlung durch. Eine einfache Begebenheit vermag davon viel mehr zu sagen als alles Wertschätzen: am Tag nach ihrer Wahl zur Generaloberin, musste sie die Ernennungen der Oberinnen vornehmen. Nun zögerte sie nicht, eine von ihnen, die ihre Stimme für sie abgegeben hatte, zu ersetzen. Als diese Oberin sich in Ägypten ausschiffte, erfuhr sie von ihrer Versetzung, die ihr per Luftpost mitgeteilt worden war.
2. Ihre Sendung
Der Inhalt der Sendung, die Madre Eugenia anvertraut worden wäre, ist klar umrissen, und erscheint mir aus der Sicht der Lehre berechtigt und angebracht.
Der genaue Inhalt: Bekanntmachung und Verehrung des VATERS, insbesondere durch die Einsetzung eines eigenen Festes, um das die Kirche gebeten werden soll. Die Untersuchung hat bestätigt, dass ein liturgisches Fest zur Ehre des VATERS ganz auf der Linie der katholischen Gebräuche liege und übereinstimme mit dem traditionellen Ausdruck katholischen Betens, das ein Aufstieg zum VATER durch den SOHN im HEILIGEN GEIST ist, wie die Gebete der Heiligen Messe und die liturgische Darbringung an den VATER im Heiligen Messopfer beweisen. Andererseits jedoch ist es Tatsache, dass es kein eigenes Fest zur Ehre des VATERS gibt: Die HEILIGSTE DREIEINIGKEIT als solche wird verehrt, das WORT und der HEILIGE GEIST werden in ihrer Sendung und in ihren äußeren Kundgebungen verehrt, nur der VATER hat kein eigenes Fest, das die Aufmerksamkeit des christlichen Volkes auf SEINE PERSON lenken könnte.
Diesem Fehlen eines liturgischen Festes zu SEINER EHRE ist es wohl zuzuschreiben, was eine ziemlich ausgedehnte Umfrage unter zahlreichen Gläubigen aus den verschiedensten sozialen Schichten, und sogar unter einer größeren Anzahl Priester und Ordensleuten aufgezeigt hat: „Der VATER ist nicht bekannt, man betet nicht zu IHM, man denkt nicht an IHN.“ Die Umfrage-Kommission entdeckt sogar mit Bestürzung, dass viele Christen sich vom VATER abwenden, weil sie in IHM einen schrecklichen RICHTER sehen. Sie ziehen es vor, sich an die Menschheit CHRISTI zu wenden, und wie viele verlangen von JESUS, ER möge sie vor dem Zorn des VATERS schützen!
Die erste Folge eines eigenen Festes wäre daher, die Ordnung in der Frömmigkeit vieler Christen wiederherzustellen, sie zurückzuführen zu der Weisung des Göttlichen ERLÖSERS: „Alles, was ihr den VATER in MEINEM NAMEN bittet …“, und weiter: „Künftig sollt ihr so beten: «VATER Unser … » ―“
Desgleichen hätte ein liturgisches Fest zur Ehre des VATERS die Auswirkung, den Blick auf DEN zu richten, von DEM der Apostel Jakobus sagt, ER sei der „VATER des LICHTES, von DEM jede gute Gabe kommt“ … Es würde die Seelen daran gewöhnen, die Göttliche GÜTE, die Wohltaten GOTTES, Seine Väterliche VORSEHUNG zu betrachten, zu erkennen, wie diese VORSEHUNG die gleiche ist wie jene der Göttlichen DREIEINIGKEIT; schließlich, wie GOTT durch SEINE Göttliche NATUR, DIE allen Drei (3) PERSONEN eigen ist, über die Welt die unermesslichen Schätze SEINES Unendlichen Erbarmens ausgießt.
Folglich mag es auf den ersten Blick scheinen, als gäbe es keinen wichtigen Grund, den VATER im Besonderen zu ehren; dennoch: ist es nicht der VATER, DER SEINEN SOHN in die Welt gesandt hat? Und wenn es vollkommen richtig ist, den Offenbarungen des SOHNES und des HEILIGEN GEISTES Feste zu weihen, dann ist es bestimmt «würdig und recht», wie es in den Präfationen der Heiligen Messe heißt, GOTT dem VATER zu danken für das Geschenk, das ER uns in SEINEM SOHN gemacht hat.
Der eigene Inhalt dieses besonderen Festes zeigt sich klar folgendermaßen: Den VATER ehren, IHM danken und IHN preisen dafür, dass ER uns SEINEN SOHN geschenkt hat; in einem Wort, wie es die Botschaft sagt: als URHEBER der Erlösung. ― IHM danken, DER die Welt so sehr geliebt hat, dass ER SEINEN Einzigen SOHN dahin gegeben hat, damit alle Menschen, vereint im Mystischen LEIB CHRISTI, diesen SEINEN SOHN rekapitulieren (=wieder-ergeben, wieder-herstellen), in IHM Söhne und Töchter werden.
Zu einer Stunde, da die Welt, verirrt in den Ideologien des Laizismus, des Atheismus und moderner Philosophien GOTT, den Wahren GOTT nicht mehr kennt, würde da dieses Fest nicht vielen helfen, den Lebendigen VATER kennenzulernen, DEN JESUS uns offenbart hat, den VATER des ERBARMENS und der GÜTE? Würde es nicht dazu beitragen, dass die Zahl jener wachse, die den VATER «im Geist und in der Wahrheit» anbeten, wie JESUS es voraus gesagt hat?
Zu einer Stunde, da die Welt, zerrissen von mörderischen Kriegen, immer mehr das Bedürfnis spürt, nach einer soliden Basis für Einheit zu suchen, nach Verständigung zwischen den Völkern, könnte dieses Fest ihr da nicht ein großes Licht bringen, indem es die Menschen lehrt, dass sie alle im Himmel denselben VATER haben: JENEN, DEN ihnen JESUS geschenkt hat und zu DEM ER sie hinzieht als Glieder SEINES Mystischen LEIBES, in der Einheit Desselben GEISTES der LIEBE!
Zu einer Stunde, da viele Seelen erschöpft oder überdrüssig der Heimsuchungen des Krieges sind, könnten sie mit großer Sehnsucht nach Umkehr zu einem vertieften inneren Leben verlangen; ist dieses Fest nicht fähig, sie in ihrem Innersten herauszufordern, den VATER, DER im Verborgenen ist, anzubeten und sich als kindliches und großmütiges Opfer dem VATER hinzugeben, der Einzigen QUELLE des LEBENS der HEILIGSTEN DREIEINIGKEIT, DIE in ihnen wohnt? Würde ein solches Fest nicht den schönen Antrieb des Übernatürlichen LEBENS bewahren, der die Seelen in der Folge mitnimmt in den Bereich der geistlichen Kindschaft und auf den kindlichen Weg zum VATER durch das Vertrauen, die Hingabe an den Göttlichen WILLEN, den GEIST des Glaubens?
Außerdem, abgesehen von dieser Frage eines eigenen Festes und der Entscheidung der Kirche zu diesem Punkt, stellt sich ein Problem der Lehre. Hervorragende Theologen sind der Meinung, die Lehre der Beziehungen der Seele zur HEILIGSTEN DREIEINIGKEIT verlange, neu vertieft zu werden; sie könnte den Seelen eine Quelle der Erleuchtung sein für das Leben in Gemeinschaft mit dem VATER und dem SOHNE, wie Sankt Johannes es sagt, sowie für die Teilnahme am Wege JESU, des SOHNES des VATERS, geeinter Gesinnung in CHRISTUS, innig vertraut mit SEINEM HEILIGSTEN HERZEN, vor allem mit SEINER Kindlichen LIEBE zu SEINEM VATER.
Wie auch immer es sich mit diesen theologischen Problemen verhalten mag, was ich hier unterstreichen möchte, ist diese Tatsache: dass eine einfache, in der Theologie ungebildete Frau erklärt, sie habe Göttliche Mitteilungen erhalten, die sehr wohl reich an Lehre sein könnten.
Eingebildete Konstruktionen einer Visionärin sind armselig, steril, unzusammenhängend. Im Gegensatz hierzu ist die Botschaft, von der Madre Eugenia sagt, sie sei ihr vom VATER anvertraut, fruchtbar, ― mit einer harmonischen Mischung zweier Eigenschaften, die sie noch zuverlässiger machen: einerseits bietet sie sich dar als herkömmlich in der Kirche, ohne ein Merkmal des Ungewöhnlichen, das sie verdächtig erscheinen ließe, denn sie wiederholt unablässig, dass alles schon gesagt worden ist durch die Offenbarungen CHRISTI über SEINEN VATER, und dass alles im Evangelium enthalten ist. Auf der anderen Seite jedoch erklärt sie, dass diese große Wahrheit über das Erkanntwerden des VATERS neu überdacht, vertieft und gelebt zu werden verlangt.
Lässt das Missverhältnis zwischen der Armseligkeit des Instrumentes, das aus sich selbst unfähig wäre, eine Lehre dieser Natur zu enthüllen, und der Tiefe der Botschaft, welche die Schwester vermittelt, nicht vermuten, dass eine andere, höhere, übernatürliche, Göttliche Ursache eingeschritten ist und ihr diese Botschaft anvertraut hat?
Ich weiß nicht, wie man menschlich die EnthülIung einer Idee, durch die Schwester, erklären könnte, deren Originalität und Fruchtbarkeit von den wissenschaftlichen Theologen erst nach und nach erahnt wurde.
Eine weitere Tatsache scheint mir ebenfalls sehr vielsagend: Als Schwester Eugenia sagte, sie habe Erscheinungen des VATERS gehabt, antworteten ihr die befragenden Theologen, Erscheinungen des VATERS seien in sich selbst unmöglich, und dass sie übrigens nie zuvor in der Geschichte aufgetreten seien. Die Schwester widerstand diesen Einwänden und erklärte einfach: „Der VATER hat mir aufgetragen, ich soll beschreiben, was ich gesehen habe. Von SEINEN Söhnen, den Theologen verlangt ER, dass sie nachforschen.“ Die Schwester änderte nie ihre Erläuterungen und hielt über Monate an ihren Aussagen fest. Dann, erst im Januar 1934, entdeckten die Theologen bei Thomas von Aquin selbst die Antwort auf ihre eigenen Einwände.
Die Antwort des großen Lehrers über die Unterscheidung zwischen Erscheinung und Sendung war einleuchtend. Sie beseitigte das Hindernis, das die ganze Untersuchung gelähmt hatte. Gegenüber den gelehrten Theologen blieb die kleine Unwissende im Recht. Wie kann man da noch menschlich die Erleuchtung, die Weisheit, die Ausdauer der Schwester erklären? Eine falsche Visionärin hätte versucht, sich den Erklärungen der Theologen anzupassen. Die Schwester hielt tapfer stand; darin liegen neue Gründe, weshalb uns ihr Zeugnis der vertrauensvollen Unterstützung würdig scheint.
Was mir auf jeden Fall bemerkenswert erscheint, ist diese Einstellung, Zurückhaltung den übernatürlichen Dingen gegenüber zu wahren und zu zeigen. Während die falschen Mystiker diese in den Vordergrund rücken oder selbst nur auf das Außergewöhnliche schauen, wird dieses im Fall der Schwester auf den Hintergrund beschränkt, als Beweis und Mittel. Das Fehlen jeder Schwärmerei und ein Gleichgewicht der Werte vermitteln einen guten Eindruck.
Über die Befragung durch die Theologen brauche ich nicht viel zu sagen. Die Ehrwürdigen Patres Albert und Auguste Valensin werden geschätzt für ihre philosophische und theologische Glaubwürdigkeit, wie auch für ihre Kenntnis des geistlichen Lebens. Sie mussten schon früher unter anderen Umständen intervenieren, in Fällen, die damals wegen solchen Belangen ihrer Prüfung unterstellt wurden.
Wir wissen, dass sie das mit großer Klugheit getan haben. Darum ist unsere Wahl auf sie gefallen.
Wir erinnern uns an ihre Zusammenarbeit, die aufopfernd und außerordentlich gewissenhaft war. Ihr übereinstimmendes Zeugnis zugunsten der Schwester und zugunsten einer übernatürlichen Erklärung der Ereignisse hat umso größeren Wert, als sie lange damit gezögert hatten, zuerst feindlich und skeptisch, später zögernd. Sie kamen nach und nach zu dieser Überzeugung, nachdem sie alle Arten von Beanstandungen erhoben und die Schwester schweren Prüfungen unterzogen hatten.
Schlußfolgerungen
Nach bestem Wissen und Gewissen und meiner Verantwortung gegenüber der Kirche voll bewusst, erkläre ich:
Übernatürliches und Göttliches Eingreifen scheint mir die einzig mögliche logische und zufriedenstellende Erklärung zu sein für die Gesamtheit dieser Fakten.
Losgelöst von allem Rankenwerk scheint mir das Wesentliche durchdrungen von Adel, von Erhabenheit, von übernatürlicher Fruchtbarkeit.
Eine demütige Ordensfrau hat zurückgerufen zur Wahren Anbetung des VATERS, wie JESUS sie gelehrt, und die Kirche sie in ihrer Liturgie festgelegt hat.
Darin ist nichts Beunruhigendes, es ist sehr rein und übereinstimmend mit einer gesunden Lehre.
Die wunderbaren Geschehnisse, die diese Botschaft begleiten, könnten von dem zentralen Ereignis losgelöst werden, das dennoch seinen vollen Wert behalten würde. Die Kirche wird entscheiden, ob die Idee eines eigenen Festes, unabhängig von dem besonderen Fall der Schwester, aus Gründen der kirchlichen Lehre wieder aufgenommen wird.
Ich glaube, dass der große Beweis der Echtheit der Sendung der Schwester uns gegeben ist durch die Art, in welcher sie in ihrem realen Leben die schöne Lehre anwendet, die sie uns in Erinnerung gerufen haben würde.
Ich bin der Ansicht, man solle sie weiter ihr Werk tun lassen. Ich glaube, dass dies wirklich ein Fingerzeig GOTTES ist. Nach zehn Jahren der Nachforschung, des Überlegens und des Gebetes preise ich den VATER, der meine Diözese gewürdigt und auserwählt hat als Ort solch ergreifender Bekundungen SEINER LIEBE.
† Alexander Caillot
Bischof von Grenoble
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